Schwer bepackt mit Schokolade und warmen Kleidern für unsere Brüder und Schwestern in Kasachstan machten wir uns am 4. August, nachdem wir unsere Pilgerreise mit der Hl. Messe begonnen hatten, schon früh auf den Weg.
Nach dem Anblick des luxuriösen Frankfurter Flughafens – für uns selbstverständlich, wie wir im Nachhinein feststellen – versetzte uns der 70er Style unserer lieben Air Astana - Maschine schon ein wenig in die östliche Welt. Fremde Schrift, fremde Sprache, …Oops! ... wir haben kein Russisch gelernt. Trotzdem landeten wir nach einem 5-stündigen Flug sicher in Kostanay.

Nach langer Wartezeit am Zoll empfing uns Schwester Olga mitten in der Nacht mit einer kleinen Zwischenverpflegung. Kaum auf kasachischem Boden machten wir unsere erste Bekanntschaft mit den dortigen Strassenverhältnissen. Zum Glück war der Bus mit gut gepolsterten Sitzen ausgestattet…
Missionshaus der Gemeinschaft in Koktchetav
Die Gemeinschaft lebt in drei liebevoll eingerichteten kleinen Häusern direkt neben der katholischen Kirche der Stadt. Unsere 6 Brüder und Schwestern pflegen einen schönen grossen Garten, womit sie relativ selbstversorgend leben können.
Die ersten vier Tage lebten wir mit der Gemeinschaft mit: Gebetszeiten, Arbeit in Garten und Haushalt, Geschirrabwasch mit viel Humor, Anbetung, Volleyball by night, Vorbereitung auf das Jugendfestival, ausführlicher Austausch bei Schweizer Schokolade und kasachischem Chai und vieles mehr stand auf dem Programm. Speziell zu erwähnen bleibt noch die Besichtigung Koktchetavs unter sachkundiger Führung, namentlich der riesige Markt, die orthodoxe Kirche und einige andere Sehenswürdigkeiten. Dies alles bot uns die Möglichkeit, uns besser kennen zu lernen.

Ausflug nach Astana
Auf dem Weg nach Astana, der Hauptstadt Kasachstans, führte unser Weg durch die schöne Landschaft der "kasachischen Schweiz", wo wir im Pfarrhaus von Shushinsk einen Zwischenhalt machten. Der dortige Pfarrer, ein guter Freund der Gemeinschaft, lud uns als erstes zum "Meister des Hauses" ein. Nach einem Gebet in der Hauskapelle (ehemalige Garage) und einem guten Zvieri fuhren wir Richtung Astana weiter.
Dort sahen wir sehr schnell die Unterschiede zur übrigen kasachischen Welt. Kopien von berühmten Monumenten aus aller Welt und imposante Gebäudekomplexe schiessen aus dem Boden und auch die Strassen sind in besserem Zustand. Die Politik des Präsidenten besteht nämlich darin, zuerst die Hauptstadt zu fördern, um von dort eine Entwicklungswelle in das ganze Land ausgehen zu lassen.
Die Nacht durften wir im Bischofssitz der Diözese verbringen. Beeindruckend war auch die ewige Anbetung, die der Bischof eingeführt hatte.
Am nächsten Tag durften wir eine Führung einer deutsch sprechenden Schwester geniessen, die sich spontan dazu bereit erklärt hatte. Wir sahen viele grosse Bauten, Kriegsmonumente und als Highlight die grösste Moschee Kasachstans.
Die Muslime dort sind sehr offen, deshalb durften wir die Moschee besichtigen.

Auf dem Rückweg besuchten wir in Malinovka ein ehemaliges Konzentrationslager für Frauen der "Staatsfeinde" der ehemaligen Sowjetunion. Auf diesem Gebiet befindet sich heute eine Gedenkstätte neben einigen Fabriken, die bis heute immer noch in Betrieb sind.
Damals, zur Zeit des Kommunismus, wurden Millionen von Menschen, vor allem aus Osteuropa, nach Kasachstan deportiert, weil sie als Staatsfeinde angesehen wurden.
Jugendfestival in Aoziornoe
Zusammen mit der Gemeinschaft fuhren wir mit dem Pfarreibus ans viertägige Jugendfestival, das zum 7. Mal stattfand. Die über 300 Jugendlichen kamen nach z.T. zweitägiger Busreise aus ganz Kasachstan an das Festival. Im kleinen Dorf Aoziornoe überraschte uns die Grösse der Pfarreikirche (Nationalheiligtum), die derjenigen in Medjugorje verblüffend ähnlich sieht.

In einfachen Verhältnissen erlebten wir viele gemeinsame Gebete, Hl. Messen, Vorträge, Lobpreis, Gebetsabende, Nachtanbetung, eindrückliche und spontane Zeugnisse der Jugendlichen, ein von Jugendlichen inszenierter und sehr ergreifender Kreuzweg, etc.
Während all diesen Tagen bekochten uns die Frauen vom Dorf mit viel Einsatz und Liebe.
Auch der Bischof weilte drei Tage am Jugendfestival, so nutzten wir die Möglichkeit zu einem persönlichen Austausch. In ihm durften wir einen väterlichen und an jedem Einzelnen interessierten Mann kennen lernen.

Da es während dem Festival viel geregnet hatte, wurde die Rückreise durch die Steppe gefährlich. Trotz einer Rutschpartie im Schlamm kamen wir heil und froh wieder nach Koktchetav zurück.
Die verbleibenden Tage bis zur Rückreise verbrachten wir wiederum im Haus der Gemeinschaft, wo wir wiederum einige schöne Tage der Gemeinschaft erlebt haben.
Viel zu schnell war unser Aufenthalt im Kasachstan vergangen und nach einer herzlichen Verabschiedung um Mitternacht in Koktchetav kehrten wir müde aber mit einem erfüllten Herzen nach Zug zurück. Dort schlossen wir unsere Pilgerreise mit einer Hl. Messe ab.
Auf dieser Pilgerreise wurden wir alle reichlich mit Gnaden beschenkt. Wir durften die vielfältigsten Erfahrungen sammeln, die unseren Alltag in einem anderen Licht erscheinen lassen. Wie ist es bereichernd, andere Lebensverhältnisse und eine andere Kultur kennen zu lernen. Es ist erbauend 6000 km von der Heimat entfernt der gleichen vom Hl. Geist erfüllten Kirche zu begegnen und mit den dortigen Jugendlichen dieselbe Hoffnung zu teilen.
Slava Issusu Christo! Wia wieki wiekov amin!
von Patricia, Doris und Nathalie

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